Der Biobetrieb Rudolf und Margit Bauer aus Obermixnitz

von Dr. Elena Fitzthum

Fährt man von Pulkau in Richtung Norden, so liegt der hübsche Ort Obermixnitz gleich hinter der Kante des Manhartsberges und damit in größter Nähe zu den Weingärten im Pulkautal. Man kann hier die Nachbarschaft zum Weinviertel am deutlichsten zu spüren. Während nur einige Kilometer weiter südlich das panonische Klima herrscht, liegt über dem Manhartsberg das wesentlich kühlere Waldviertler Klima. Die Kirchturmspitze von Obermixnitz liegt immerhin auf stolzen 430 Meter Seehöhe. Hier ist es immer zwei bis vier Grad kühler als im „Landel“ weiter unten und abends fällt die kalte Luft des Waldviertels über die Weingärten am Südhang des Manhartsberges hinunter in die Ebene. Und genau diese kühle Luft aus dem Waldviertel macht den Grünen Veltliner so würzig  und fruchtig. Nirgends auf der Welt reift er zu einer solch „pfeffrigen“ Traube heran wie an den Hängen des Manhartsberges. Selbst die Weingärten der Wachau mit ihren traditionsreicheren Betrieben könnten ohne die kühle Abendluft des Waldviertels niemals eine solche Qualität vorweisen.

Ein wesentliches Merkmal dieses Weißweines besteht in seiner Süffigkeit. Von manch einem teuren Wein mag man mal ein Glas trinken, vielleicht auch zwei, aber dann ist genug. Beim Veltliner ist es anders. Wenn es im Sommer so richtig heiß ist, schmeckt er am besten und nie bleibt es bei einem Glas. Bei den Heurigen hier oben wird nicht selten gleich ein ganzer Krug mit Veltliner bestellt und der frühe Abend, der die beste Zeit für das Trinken dieses Weines ist, beginnt gesellig. Man kann nie so genau wissen, wann man nach Hause kommt – er schmeckt einfach zu gut!

Die Weinbauern hier oben sind stolz darauf,  Waldviertler zu sein so auch Margit und Rudolf Bauer. Früher war  das Leben über dem Manhartsberg  karg, denn die fruchtbareren Böden lagen unten. Und dennoch hatte schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts so mancher Landwirt von hier die guten Lagen von Pulkau aufgekauft, ganz so arm war dieser Zipfel des Waldviertels wohl doch nicht. Interessanterweise kümmerten sich die Pulkautaler Winzer  nicht sehr um ihre Weingärten, denn sie waren ohnehin groß. Es wurde auf Mengen produziert, selten auf Qualität. Dann fanden viele keine Erben mehr und manch eine Bestlage wurde verkauft. Bald munkelte man, dass  die Waldviertler die besseren und gepflegteren Lagen besaßen. So ist es bis heute, denn die Manhartsberger Winzer sind stolz auf ihre guten Weingärten. Auch die Familie Bauer ist stolz auf die Qualität ihrer Hänge. 1,5 Hektar sind zwar nicht genug, um davon leben zu können, aber der Weinbau ist für Rudolf Bauer trotzdem mehr als nur ein bescheidenes Standbein seiner Landwirtschaft. Gute Weine sind seine Leidenschaft und der treue und anspruchsvolle Kundenstock schafft immer wieder eine große Motivation zu noch besserer Qualität. Das gesellige Drumherum bereitet dem Ehepaar Bauer besonders viel Freude. Ob sie mit Familie und Freunden bei der Weinlese sind, wieder einmal eine Sitzung mit den Manhartsberger Winzerkollegen haben oder bei den zahllosen Festen hier oben ihre eigenen Wein ausschenken, das Arbeiten mit dem Produkt Wein schafft Kontakte und Freunde. Und so entspricht die Familie Bauer so gar nicht der Vorstellung vom Waldviertler Bauern. Rudolf und Margit haben gerne Menschen um sich, sind gastfreundlich und wissen viele Geschichten zu erzählen. Wenn man Menschen nicht liebt, kann man auch keinen Wein verkaufen!

Hofgeschichte

Im Jahre 1912 heiratet die Großmutter von Rudolf Bauer den Landwirt Adolf Bauer in Obermixnitz. Deren gemeinsamer Sohn  Rudolf  kommt 1913 auf die Welt, heiratet eine Frau aus Prutzendorf und 1947 wird der heutige  Rudolf geboren. Wie man unschwer erkennen kann, werden auch in dieser Familie gerne die Söhne nach ihrem Vater benannt. Ende der sechziger Jahre heirat Rudolf seine Margit, die aus Weitersfeld stammt. Erst heute, sagt Herr Bauer, pflege man ein sehr gutes Verhältnis mit den Kollegen und deren Familien „von unten“ und man helfe sich gegenseitig. Dies sei früher nicht selbstverständlich gewesen!

Beide, Rudolf und Margit, haben eine landwirtschaftliche Fachschule besucht. Rudolf erlernt auf der Fachschule in Retz sein Handwerk als Weinbauer.  Bald kommen zwei Kinder auf die Welt, wobei der Sohn selbstverständlich auch Rudolf getauft wird – Rudolf der Dritte! Das junge Ehepaar führt die elterliche Land- und Weinbauwirtschaft weiter, aber der mehrmalige Strukturwandel dieser Region verlangt Flexibilität. 1977 wird die letzte Kuh verkauft und die Milchwirtschaft als Nebenerwerb erlischt. Familie Bauer spürt, dass die Haltung von Kühen keine Zukunft mehr hat und tatsächlich stellt  die Genossenschaft die Milchwirtschaft bald darauf ein – die Entscheidung der Bauers erwies sich also im Nachhinein als richtig. Ihnen bleibt noch eine große Ferkelproduktion mit vielen Zuchtsauen. Heute sind  die Ställe leer und der Schweinestall ist zu einem Heurigen umgebaut, den man für Feste mieten kann. Die Früchte auf dem Feld werden von Jahr zu Jahr dem jeweiligen Markt angepasst. Neben den üblichen Industriekartoffeln baut man auch Zuckerrüben, Getreide, Mohn, Kümmel, Johanneskraut, Mariendistel und Erbsen an. 2001 stellte das Ehepaar den Betrieb auf biologische Landwirtschaft um. Seitdem gibt es Ölkürbisse, Erbsen, Getreide und für die Bodengesundung wird Luzerne, eine Kleeart mit besonders langen Wurzeln, die den Boden auflockern und mit Stickstoff anreichern, ausgesäat. Der Sohn Rudolf der Dritte besucht zunächst eine landwirtschaftliche Mittelschule. Dann passiert das, was für viele kleinere Landwirtschaften das Ende bedeuten kann: die noch zu jungen Eltern, beide erst 41 Jahre alt, können den Hof noch nicht übergeben. Und für zwei Familien ist er nicht groß genug. So absolviert der Sohn eine weitere Ausbildung, diesmal zum Maschinenbauingineur. Heute arbeitet er in Hollabrunn. Die Tochter, selbst Volksschullehrerin, heiratet einen Baugeologen und lebt mit ihrer Familie in St. Pölten. Nun kann man warten, ob sich vielleicht einer der drei Enkelbuben für den Betrieb interessieren wird.

Trotzdem, wenn  Lese ist, helfen alle mit. Dann ist auch Margit Bauer  dabei und hat köstliche Jausen für die Kühlbox vorbereitet. Am Abend, wenn man wieder auf den Hof zurückgekehrt ist, lässt es sich Margit nicht nehmen, ein herzhaftes warmes Essen für alle zu kochen. Das gehöre dazu, genau so, wie die alte Haussitte, anlässlich der Verkostung des Jungweines am Hof alle Helfer und deren Partner einzuladen. Dann kommen schon mal zwanzig Leute zusammen und wieder wird in fröhlicher Gesellschaft gut gegessen und getrunken.

Wo wächst der Wein der Familie Bauer? Bereits die Großmutter von Rudolf interessierte sich für Weinbau und sie kaufte am Hang des Manhartsberges einige sehr gute Lagen auf. Sie  produzierte genug, um den Wein auch verkaufen zu können. Das damals junge Ehepaar Rudolf und Margit hatte damit eine kleine bescheidene Basis und um 1980 kauften sie in Pulkau, Waitzendorf und Leodagger neue Weingärten dazu. Von diesem Zeitpunkt an wurde auf Qualitätswein hingearbeitet und ausschließlich in Flaschen verkauft – so wie alle Manhartsberger Winzer es tun. Den Bauers war von Beginn an bewusst, dass ein guter Flaschenwein von 1,5 Hektar mehr Erlös bringt als die doppelte Anbaufläche, wenn  man nur die Trauben verkauft. Überleben konnte in dem Geschäft sowieso nur derjenige, der entweder auf Masse oder auf Qualität produzierte. Gut, dass es bei den Bauers nicht für die Masse gereicht hat, sonst könnte man heute nicht bei ihnen einen so guten Tropfen kaufen.

Viel Spaß!