Der Biobetrieb Reinthaler aus Obermixnitz

 

von Dr. Elena Fitzthum

Die Familie Reinthaler wohnt in Obermixnitz, gegenüber der Familie Bauer. Es ist kein Zufall, dass in diesem kleinen Ort knapp oberhalb der Kante zum Waldviertel gleich zwei Manhartsberger Winzer wohnen. Auch  andere Weinbauern leben und arbeiten hier, denn der Ort ist nicht weit entfernt von den Weingärten im Pulkautal. Von hier aus fährt man nur wenige Kilometer durch eine alte Heidelandschaft und schon taucht man hinab in die Ebene des Weinviertels. Ernst Reinthaler bestätigt, dass inzwischen die vier Manhartsberger Winzer die wohl besten Lagen am Fuße des Manhartsberges aufgekauft haben. Nämlich jene, über die in der Nacht die kühle Waldviertler Luft hinunter fällt. Hier wächst der gebietstypische Grüne Veltliner, würzig, pfeffrig und süffig! Die Marke „Weinviertler DAC“ ließen sich die Weinbauern der Region  rechtlich schützen.

Die Familie Reinthaler ist eigentlich gar keine Waldviertler Familie, hier ist alles ein wenig anders. 1947 heiratet der Vater von Ernst  aus dem Weinviertel kommend,  hinauf über den Manhartsberg eine junge Frau aus Obermixnitz. Dies war ungewöhnlich für die damalige Zeit, das ärmere Waldviertel war nicht gerade attraktiv für junge Menschen. Die Vorfahren der heutigen Familie Reinthaler sahen das anders. Sie besaßen bereits eine kleine Weinwirtschaft und die  Weingärten des Eingeheirateten vergrößerten das Ganze ein wenig. „Die Weine hier am Hof waren damals schon ganz gut“, erzählt Ernst Reinthaler. “ Natürlich machten unsere Vorfahren alle Wein. Wer den besten hatte, der bekam ja auch die besten Tagelöhner. Das hat sich herumgesprochen. Wo ein schlechter Wein war, wollte keiner so recht anpacken!“ Das stammt noch aus einer Zeit, in der es außer Brunnenwasser und Wein nichts zum Trinken gab, da war der Wein noch ein Nahrungsmittel.

 

Hofgeschichte

 

Der erste Reinthaler, der selbstverständlich Ernst hieß, war der Vater des 1952 geborenen Ernst, der heute zusammen mit seiner Frau Eleonora und seinem Sohn Stefan den Betrieb führt. Der heutige Ernst hat drei Schwestern, aber natürlich übernimmt er als einziger Sohn den Betrieb, nachdem er die Retzer Landwirtschaftsfachschule für Weinbau besucht hatte. In Langenlois absolviert er 1975 die Meisterprüfung zum Weinbau- und Kellereimeister. In dieser Gegend ist ein zweites Standbein von Vorteil, weshalb Ernst ein Jahr zuvor die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister besteht. Beide Meistertitel sind wichtig, denn so kann er viele Praktikanten ausbilden, eine Arbeit, der er mit viel Verantwortungsgefühl nachgeht und die wertvolle Arbeitshilfen in den Betrieb bringt.

Während andere Familien seit Generationen immer ihre Partner aus dem Waldviertel heiraten, suchen die Reinthalers gerne ihre Partner im Weinviertel. Für diese Familie ist eben die Welt nicht mit dem Manhartsberg zu Ende. 1977 heiratet Ernst seine Eleonora aus Obritz im Pulkautal, sie stammt ebenfalls aus einer Weinbaufamilie. Zum Zeitpunkt der Heirat ist sie noch Kindergärtnerin, aber der Betrieb und die gemeinsamen 5 Kinder machen sie am Hof unentbehrlich. Sie unterbricht mit ihrem Mann die Sitte, den Sohn nach dem Vater zu benennen. Heute heißt keiner der Söhne mehr Ernst.

Bis 1977 führt man am Hof eine große Milchwirtschaft und hat den größten Kuhstall dieser Gegend. Dann erkrankt der Vater Ernst und es wird weniger produziert. Dies hat zur  Folge, dass sie bei der Milchgenossenschaft auf eine kleinere Menge kontingentiert werden und so lohnt  sich die Milchwirtschaft nicht mehr. Man stellt sich auf die Stiermast um, die bis heute ein wichtiges Standbein des Betriebes ist. Nur so bleibt mehr Energie für den von Ernst so geliebten Weinbau übrig und 1980 werden die ersten Weingärten dazu gekauft. Der Sohn Stefan interessiert sich sehr für den Hof und ist mit seiner Matura der HBLA für Wein- und Obsatbau Klosterneuburg und einem Praktikum in Australien bestens für die Mitarbeit im Betrieb ausgebildet. Ein zusätzlicher Befähigungsnachweis zum Gastgewerbe lässt jeden Weinverkoster  hoffen, dass er später einmal –  vielleicht – zur vorgerückten Stunde zufrieden in das Bett eines bereitgestellten  Gästezimmers fallen darf!

Das Wohnhaus der Reinthalers wird wie so viele andere Häuser dieser Gegend in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet. An diesem Platz war immer ein Bauernhof. Wenn man in den Weinkeller hinab steigt, sieht man, dass man sich hier auf einem sehr alten Gelände befindet. Da steigt man zunächst durch einen tiefen Kellergang, in dem es immer 8 Grad hat, hinab in den großen Weinkeller. Hier befindet sich die so genannte „Preissenluka“, das Preußenloch. Dies ist ein versteckter Nebengang, der im 30-jährigen Krieg so Manchem als Versteck diente. Solche Aussparungen sind hier häufig in alten Kellern zu finden und man soll sich nicht von neu gebauten Wohnhäusern täuschen lassen, man befindet sich hier auf altem Kulturboden!

Mitte der neunziger Jahre verändert sich nochmals Vieles auf dem Lande. 1996, kurz nach der EU-Abstimmung im Jahre 1995, stellen die Reinthalers ihre Landwirtschaft auf biologische Wirtschaftsweise um. Dies hat mehrere Gründe. Zunächst einmal erzielt die erste Ernte nach der EU-Abstimmung einen sehr niedrigen Preis, der zwar ausgeglichen wird, aber die Ausgleichszahlungen an die Landwirte erfolgt immer erst im November. Dieses finanzielle Vakuum belastet so manchen Bauern hier oben. Der Betrieb der Familie Reinthaler ist nicht der Einzige, der sich unmittelbar auf diese neue Situation einstellt. Zwar sind sie in Obermixnitz die Ersten, aber gemeinsam mit anderen Landwirten aus der Marktgemeinde Weitersfeld gründet man einen Arbeitskreis und beginnt mit der Umstellung auf biologische Landwirtschaft. So helfen ökologische und ökonomische Fakten bei dieser wichtigen Entscheidung. Der Verkaufspreis für biologisches Getreide ist zum damaligen Zeitpunkt mehr als doppelt so hoch!

Heute bauen die Reinthalers hochwertiges Getreide an sowie biologische Speiseerdäpfel die am Hof sortiert und gelagert werden, um von hier direkt in die Handelsketten geliefert zu werden – ohne Zwischenhandel. Der Silomais für die eigenen Stiere wird selbstverständlich auch selbst produziert.

2006 wird  auch der Weinbau auf Bio umgestellt. Das ist wichtig, denn heute wäre eine gemischte Form der Bewirtschaftung  nicht mehr erlaubt. Diese Umstellung als Weinbauer erlebt Ernst Reinthaler genau so positiv wie damals sein Engagement in der ersten Arbeitsgruppe. Man kommt viel herum, schaut sich andere Betriebe an, diskutiert viel und lernt von einander. Natürlich ist die Umstellung auf biologische Anbauweise besonders für den Weinbau mit vielen Risiken behaftet. So wird 2008 fast die Hälfte der Weinernte durch den Falschen Mehltau vernichtet. Neue und resistente Weinstöcke mit exotischen Namen wie „Rathay“  und „Regent“ sind bei den Reinthalers schon in der Erprobungsphase und man darf gespannt sein, wie sich dieser Wein entwickeln wird. Es muss noch viel auf diesem Gebiet geforscht werden, sonst lohnt sich der biologische Anbau bei den kleineren Weinbauern leider nicht. Das wäre sehr schade, denn wenn man bei Reinthalers im Verkoststüberl sitzt und durch die große Glasscheibe die jungen Stiere im Stall beobachten kann – dann wünscht man sich, dass dieser Betrieb noch lange Zeit existieren möge.

Viel Spaß!

 

 

2012, von links: Susanne, Stefan, Ernst, Elli, Maria

Im Vordergrund Pferd Pia, im Hintergrund Paula, Hund: Ringo